Cellistinnen in Wien im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert

Sendung radio klassik 9. Dezember 2023 

Bis ins 20. Jahrhundert waren Cellistinnen mit großen Ressentiments konfrontiert: einerseits aus moralischen Gründen, war das Violoncello doch ein für Frauen „unschickliches“ Instrument, andererseits aus gesellschaftspolitischen Gründen, denn Cellistinnen galten als Symbol der Frauenemanzipation. Lise Cristiani und Rosa Suck, die ersten in Wien um die Mitte des 19. Jahrhunderts auftretenden Virtuosinnen, mussten sich genauso gegen zahlreiche Vorurteile durchsetzen, wie die privat ausgebildeten Cellistinnen der zweiten Jahrhunderthälfte. Diese wirkten sowohl solistisch als auch in verschiedenen Damenensembles, da die Orchester Männern vorbehalten waren und man die Konkurrenz durch Musikerinnen fürchtete. Im Gegensatz zu anderen europäischen Städten waren bis 1901 am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien keine weiblichen Studierenden in den Ausbildungsklassen für Violoncello zugelassen. Erst nach der Jahrhundertwende konnten die ersten Cellistinnen hier eine professionelle Ausbildung absolvieren und sich als Musikerinnen etablieren: Elisabeth Bokmayer, der sogar Anton Wildgans ein Gedicht widmete, gelang für einige Zeit eine erfolgreiche Karriere als Solistin.


Musikbeispiele

Beispiel 1
Felix Mendelssohn Bartholdy, Lied ohne Worte für Violoncello und Klavier op. 109
Luca Fiorentini, Stefania Redaelli
Album Mendelssohn, Complete Works for Cello and Piano, Brilliant Classics 2012

Beispiel 2
Gaetano Donietti, Transkription der Arie „Una furtiva lagrima“ aus „L’elisir d’amore“ für Violoncello und Klavier
Cicely Parnas, Marnie Laird
Una Furtiva Lagrima — Cello & Piano (Brooklyn Classical) — YouTube

Beispiel 3
Franҫois-Adrien Servais, Fantaisie op. 2 „Souvenir de Spa“
Anner Bylsma, Smithsonian Chamber Players
Souvenir de Spa, Op. 2 — YouTube

Beispiel 4
Ludwig van Beethoven, Klaviertrio in c‑Moll op. 1, Nr. 3, 1. Satz
Xyrion Trio (Nina Tichmann, Ida Bieler, Maria Kliegel)
Piano Trio No. 3 in C Minor, Op. 1, No. 3: I. Allegro con brio — YouTube

Beispiel 5
Karl Davidoff, „Am Springbrunnen“ op. 20/2 für Violoncello und Klavier
Anastasia Kobekina, Karine Sélo
https://www.youtube.com/watch?v=EMDGtStFM_M

Beispiel 6
Georg Goltermann, 4. Cellokonzert in G‑Dur op. 65, 3. Satz
Michael Ruprecht, Amberger Sinfonieorchester, Thomas Appel
https://www.youtube.com/watch?v=a_7WnDP1xAE

Beispiel 7
Robert Schumann, Streichquartett in a‑Moll op. 41/1, 4. Satz
GoYa Quartet (Sylvia Huang, Mirelys Morgan Verdecia, Martina Forni, Honorine Schaeffer)
Robert Schumann, String Quartet Op.41 No.1 — GoYa Quartet — YouTube

Beispiel 8
Johannes Brahms, Doppelkonzert für Violine und Violoncello in a‑Moll, op. 102, 1. Satz
Soo-Jin Hong, Soo-Kyung Hong, Danish National Symphony Orchestra, Fabio Luisi
Double Concerto in A minor, Op. 102 — Brahms // Danish National Symphony Orchestra (Live) — YouTube

Beispiel 9
Camille Saint-Saëns, Konzert für Violoncello und Orchester a‑Moll op. 33, 1. Satz
Camille Thomas, Orchestre national de Lille, Alexandre Bloch
https://www.youtube.com/watch?v=I3CljNBckVc

Beispiel 10
Ludwig van Beethoven, Tripelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester in C‑Dur op. 56, 3. Satz
Isabelle Faust, Sol Gabetta, Kristian Bezuidenhout, Kammerorchester Basel, Giovanni Antonini
https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=jkD6XuJaj_E